- progressive Muskeldystrophie
- progressive Muskeldystrophie,Dystrophia musculorum progressiva, Zerfall der quer gestreiften Skelettmuskulatur aufgrund einer erblichen Stoffwechselstörung. Die erblichen Muskelerkrankungen mit Störung des Muskelzellstoffwechsels (ohne Nervenbeteiligung) führen zu einem fortschreitenden Schwund der rumpfnahen Muskulatur (myogene Muskelatrophie).Die Hauptformen der Muskeldystrophie werden nach ihrem Erbgang in X-gebundene rezessive Formen und autosomale rezessive beziehungsweise dominante Formen eingeteilt. Zu Ersteren gehören die Duchenne-Muskeldystrophie (DMD), die Becker-Muskeldystrophie (BMD) und die Emery-Dreifuß-Muskeldystrophie (EMD). Die DMD ist die häufigste Muskeldystrophie und zeigt eine schwere Ausprägung mit Lähmung der Gliedmaßen bereits im ersten Lebensjahrzehnt und Tod im zweiten Lebensjahrzehnt durch Herz-Lungen-Komplikationen. Der genetische Defekt liegt in dem nahezu vollständigen Ausfall des Genprodukts (Dystrophin). Bei 60 % der Patienten ist ein Verlust (Deletion) von Bausteinen des Gens die Ursache für die Erkrankung. Eine Pränataldiagnostik ist entweder durch direkte oder indirekte Genanalyse möglich. Die BMD zeigt eine mildere Ausprägung, obwohl die Mutationen im gleichen Gen liegen. Diese Mutationen führen aber zu geringeren Veränderungen des Genproduktes, wodurch dessen Funktion eingeschränkt wird, aber nicht ausfällt. Die EMD ist eine milde Form der Muskeldystrophie. Im Vordergrund stehen frühe Muskelkontraktionen der Ellenbogen- und Achillessehne sowie eine Herzmuskelschwäche. Die frühe Implantation eines Herzschrittmachers ist deshalb von großem therapeutischem Nutzen. Der Muskelschwund beginnt im Erwachsenenalter, ist schwach ausgeprägt und schreitet langsam fort.Zu der häufigsten autosomalen Muskeldystrophie gehört die myotone Dystrophie (MD). Der Verlauf ist sehr variabel, von leichter Symptomatik im Erwachsenenalter bis hin zur schweren angeborenen Form. Hauptsymptome sind Myotonie (verlangsamte Muskelentspannung oder allgemeine Muskelschwäche), daneben finden sich Herzmuskelschwäche, Katarakt (grauer Star) und männliche Infertilität bei einem Teil der Patienten. Genetisch fällt die MD durch ihre außergewöhnliche Form der Erbveränderung auf. Die Erklärung für die Besonderheiten in der Vererbung liegt in einer Instabilität des Erbgutes, der so genannten Triplettexpansion. Das auf dem Chromosom 19 gelegene MD-Gen zeigt unter bestimmten Voraussetzungen eine Tendenz zur Vergrößerung bei der Weitergabe von einer Generation in die nächste. Dabei werden an einer Stelle des Gens drei Bausteine des Erbgutes, ein Triplett, vervielfältigt. Eine Pränataldiagnostik ist möglich.
Universal-Lexikon. 2012.